Erinnerung an die Vergangenheit

Dazu nahm Ordinariatsrätin Brigitte Bagorski vom Bistum Eichstätt, in einem Referat in der Synagoge Hainsfarth Stellung.
Die Juden seien über die Jahrhunderte hinweg Fremde geblieben, die Judenfeindschaft habe man zuerst religiös, später ökonomisch und seit 1880 ras-sistisch begründet. Im Unterschied zu den Indogermanen (bzw. Ariern) sei die semitische Rasse minderwertig. Dieser Antisemitismus habe die Juden beschuldigt, für alle Konflikte und Aggressionen verantwortlich zu sein. Die bisherige, mühsam erstrittene Emanzipation hätten die Nürnberger Gesetze 1935 schließlich vollkommen zerstört.
Dass man sich daran erinnere, sei eine Verpflichtung gegenüber den Opfern und führe zu den Schriften der Bibel, besonders zum Buch Deuteronomium, dem zu Folge geschichtliche Ereignisse weitergegeben und vor das Angesicht Gottes gestellt werden sollten. Das halte die Wunden offen und gebe die Hoffnung, dass Gott selbst die Tränen abwische. Dabei sollten vor allem auch die Erfahrungen des Leids im Gedächtnis bleiben. Verpflichtung dazu sei nicht eine kollektive Schuld, aber eine kollektive Verantwortung für die Zukunft. Das Mittel zur Erinnerung sei das Erzählen der Geschehnisse und das Ziel, ein von Respekt geprägtes Miteinander.  Erinnerung decke Versagen auf und könne zu Umkehr und Neuanfang führen, stets eingedenk des Bösen, das in jedem Menschen schlummere. Das Erinnern lasse sich nicht einfach befehlen, doch seien Gespräche über die Geschehnisse im-mer wichtiger, da es bald die Regel sein werde, wenig oder gar nichts mehr vom Holocaust zu wissen. Zu gedenken sei auch derjenigen, die sich der Mordmaschinerie unter Lebensgefahr widersetzt hätten. Zu denen gehöre Kreszentia Hummel, ein Bauernmädchen, das in einem mittelfränkischen Dorf nicht weit von Hainsfarth für das Kind Charlotte Knobloch das Überleben ermöglichte, indem sie es als ihr uneheliches Kind ausgab, was im Umfeld des erznazistischen Mittelfranken äußerst gefährlich gewesen sei. Dafür habe ihr Name in diesem Jahr in der "Allee der Gerechten" bei Yad Vashem (Israel) Aufnahme ge-funden.
Zweifel bestünden, ob wir unsere Geschichte wirklich gut aufgearbeitet haben, wenn bei bis zu 20 % der Be-völkerung heute noch antisemitische Vorbehalte bestünden. Radikale Strö-mungen brächen inzwischen Tabus ganz offen, auch bis in die gesellschaftliche Mitte hinein. Bis zu einer wirklichen Normalität des Miteinan-ders sei noch ein weiter Weg, bis die nichtjüdischen und jüdischen Deutschen den Weg der Versöhnung fänden, wenn sie ihr Grundgesetz mit der Wahrung der Menschenwürde beachten würden. Aber auch die Worte der Bibel seien Ermahnungen für die Christen: "Vergiss nicht, was du mit deinen eigenen Augen gesehen hast, und die Worte, die du gehört hast. Lass sie dein ganzes Leben lang nicht aus dem Sinn! Präge sie deinen Kindern und Kindeskindern ein!" (Moses 5,4)
(emy)

   

Aktuelles  

Freundeskreis der ehemaligen Synagoge

Der Freundeskreis Synagoge Hainsfarth e.V.  wurde 1994 gegründet. Sein Hauptzweck ist die Wiederherstellung und der Erhalt der ehemaligen Synagoge. Er soll aber auch die Synagoge mit Leben erfüllen und darauf achten, daß die Nutzung der Synagoge dem Gedanken der Toleranz zwischen den Menschen dient. Er ist daher bemüht, ein Jahresprogramm zu erstellen, in dem sowohl Konzerte als auch Vorträge  und Ausstellungen stattfinden. Vor allem bei den Vorträgen und Lesungen wird großer Wert daraufgelegt, daß sie gegen Rassismus jeder Art gerichtet sind. Musik, richtig ausgewählt,  spricht seine eigene Sprache.
Als weitere wichtige Aufgabe hat der Freundeskreis die Führungen durch die Synagoge übernommen. An dieser Stelle ist es mehr als angebracht, uns posthum bei unserem langjährigen Mitglied, Frau Oltmann,
zu bedanken, die in unermüdlicher Weise immer für die Synagoge zur Verfügung stand und unzählige Führungen durchführte.

Führungen können über die Gemeinde Hainsfarth vereinbart werden:
Telefon: 09082 / 2270  Fax: 09082 / 2260
   
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