Berichte

Finissage Ausstellung “Feibelmann”

Mit einer neuen, aber erfolgreichen, vielleicht zukunftweisenden Veranstaltungsform ging die Ausstellung „Feibelmann muss weg“ in der ehemaligen Synagoge Hainsfarth zu Ende. Als Schlussstein gab es ein Resümee über ein von der Schulleitung des Albrecht-Ernst-Gymnasiums Oettingen gedecktes und gefördertes Projekt: Eine neunte Klasse des AEG hatte mit ihrer Geschichtslehrerin Bettina die Ausstellung besucht und im Unterricht verarbeitet. Darüber berichteten die AEG-Schülerinnen Jule Bader und Emelie Schlicker Auf ihre kurzen Einführungsworte der folgte als Kern der Abschlussveranstaltung ein sogenanntes „Panel-Interview“ der Referentinnen mit der Ausstellungs-Organisatorin Sigi Atzmon und mit Oberstudienrätin Bettina Sieben (neben den Fächern Deutsch, und Sozialkunde im AEG auch Fachschaftsleiterin im Fach Geschichte). Auf dem kleinen Podium vor der ruinierten Thora-Nische, jetzt Gedenktafel für die deportierten Hainsfarther Juden berichteten Jule, Emelie und Frau Sieben im Gespräch mit Sigi Atzmon, wie die Klasse den Fuß(!)weg nach Hainsfarth nicht gescheut hatte, um sich anhand der Ausstellung das Schicksal der schwäbischen Kaufmannsfamilie Feibelmann konkret vor Augen führen zu lassen. Es habe sich zunächst angefühlt wie ein Wandertag, aber durch die selbsterklärenden Exponate – weitgehend Originale oder Repliken von offenen Postkarten voll Hass und Drohungen – hatten der oder eine oder andere aus der Klasse doch ein neues Verständnis von der Gehässigkeit und Gefährdung vermittelt, denen der harmlose und ehrbare Jakob Feibelmann in seiner Geburtsstadt Memmingen ausgesetzt war, so dass er mit seiner Familie den letzten Ausweg in der Emigration fand. Klar sei auch geworden, dass es nicht um ein Memminger Problem geht. Auf die Frage, ob Vergleichbares auch „bei uns“ möglich sei, verwiesen die Gesprächsteilnehmerinnen auf das Buch des ehemaligen Oettinger Geschichtslehrers Werner Eisenschink „Die Provinz wird braun“ (erschienen 2005 zu einer Ausstellung im Heimatmuseum). Sigi Atzmon warf die aktuelle Frage auf, ob Deutschland drei Generationen später ein anderes Land sei. Emelie und Jule brachten hierzu das Argument, dass die jetzige Generation und die künftigen nicht für die Schandtaten der Nazizeit verantwortlich sind, aber dafür, dass durch Information und Aufklärung und konkrete emotionale Beteiligung die Gefahr für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Toleranz sich nicht verwirkliche. Jule Bader zum Slogan „Nie wieder“: „Das ist leicht gesagt, aber man kann nicht sicher sein. Man kann es sich vornehmen und dafür Verantwortung übernehmen. Zusammen können wir etwas bewirken.“

Solche Worte hörte die Vorsitzende des Freundeskreises gern, und sie wünscht sich, dass sie Ausflüchte wie „Wir haben das alles nicht gewusst, Damals hat es ja kein Fernsehen gegeben“ oder unverblümte Schlussstrich-Aufforderungen wie „Gebt’s endlich a Ruah!“ nicht mehr hören muss.
Bericht: Friedrich Wörlen