Friedhof
Etwa zeitgleich mit der benachbarten jüdischen Gemeinde in Oettingen erhielten die Hainsfarther Juden ihren eigenen Friedhof an einer Abzweigung der Judengasse Richtung Westheim. Vorher musste man die Verstorbenen ins etwa 4 km weit entfernte Steinhart (heute ein Teil von Hainsfarth) oder nach Wallerstein, das viermal so weit entfernt liegt, bringen.
1849 beantragte David Bürger, Vorstand der jüdischen Gemeinde von Hainsfarth die Einrichtung eines Friedhofs, wozu man sodann ein ehemaliges Hofgut erworben hatte. Die damals etwa 400 Menschen umfassende Gemeinde hatte in den zehn Jahren zuvor 100 Tote zu beklagen, über die Hälfte davon waren Kinder. Im März 1850 wurde der neue Friedhof bei der Augsburger Behörde „im Namen seiner Majestät des Königs” offiziell genehmigt. Mit der Beisetzung von Frau Chaia Neumann, geb. Gift, der Witwe des bereits 1835 verstorbenen Hirsch Samuel Neumann, wurde der Friedhof im Oktober 1850 formell eingeweiht.
Im Sommer 1851 wurde durch den Hainsfarther Maurermeister Bernhard Hasenmüller die Tahara (Leichenhaus) fertiggestellt Ein weiterer Bau wurde für den Leichenwagen errichtet, die sog. “Wagenremise”. Die Friedhofsmauer entstand erst 1864. Auf dem Hainsfarther Friedhof gibt es etwa 300 Gräber. Eine Besonderheit ist dabei ihre strikte chronologische Anordnung, während andernorts in der Region durchaus auf Familienzugehörigkeiten Rücksicht genommen wurde.
ln der NS-Zeit wurde der Friedhof mehrfach geschändet. Grabsteine wurden umgeworfen, beschädigt oder zerstört. Selbst der Leichenwagen wurde angezündet. Im April1943 wurde der Friedhof enteignet und der politischen Gemeinde Hainsfarth übereignet. Selbiges wurde durch die Militärverwaltung der US Army aufgehoben und der Friedhof so gut wie möglich wieder instandgesetzt.
ln den 1950er Jahren wurden die beiden Häuser am Friedhof verkauft. Fast 50 Jahre lang sorgte dort das Ehepaar Waller für die Pflege des Friedhofs. 2014 wurden auf private Initiative hin, einige stark verwitterte und überwiegend schlecht erhaltende Grabsteine, fachgerecht restauriert.
Da es in Hainsfarth keine jüdische Gemeinde mehr gibt, ist der Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern, Eigentümer des als aufgelassen geltenden Friedhofs.